The doors...^^

Veröffentlicht auf von psilocix

Völlig aus dem Zusammenhang - in einem anderen Forum hat mich jemand wegen seiner verfahrenen Therapie-Situation um Rat gefragt, habe eben mal eine PN geschrieben und darin den grundlegenden Ansatz der Psychotherapie zu erklären versucht, irgendwie fand ich das zu schade um es nicht irgendwo festzuhalten, kopiere Teile dessen also mal hier rein^^

(Meine Tür ist, btw, türkis. Eventuell erklärt das ein bisschen was...)

So, da bin ich wieder - Klausurphase soweit das Auge reicht, komm hier im Moment zu gar nichts... -.-


Besagte Liste (Anm.: der lokalen Therapeuten) wird herausgegeben von der kassenärtzlichen Vereinigung, der einfachste Weg da ran ist allerdings ein Anruf bei der Krankenkasse. Das garantiert zwar noch keinen Platz, aber so hat man zumindest alle verfügbaren Therapeuten beisammen und kann da quasi aus dem vollen Schöpfen. Solltest du dich für einen Wechsel entscheiden, wäre das also vermutlich die Methode der Wahl, im doppelten Wortsinne.

Die zwischenmenschliche Chemie ist bei einer Psychotherapie (und ganz besonders beim tiefenpsychologischen Ansatz) natürlich sehr wichtig. Ein Chirurg mit dem du nicht auf einer Wellenlänge bist kann dich immer noch vernünftig operieren, aber bei psychologischen Dingen wird die Zusammenarbeit sehr schwierig, wenn nicht wenigstens die Basis irgendwo stimmt. Dass das nicht einfach ist - ja, da sagst du was. Ich habe inzwischen, Kliniken nicht mitgerechnet, 7 Therapeuten durch, und würde nur von einem sagen, dass er mich tatsächlich einigermaßen versteht. Trotzdem kommt man leider nicht drum rum, so lange zu suchen, bis sich wirklich etwas passendes findet...

Therapie allgemein 'funktioniert' im Grunde so, dass... okay, anders. Die bedeutendste Eigenschaft von Nerven- und Gehirnzellen ist ihre Plastizität, das heißt, sie verändern sich quasi ständig und bilden so ein dauerhaft aktualisiertes Abbild der wahrgenommenen 'Realität'. Psychotherapie basiert auf der Annahme, dass Realität subjektiv ist. Nehmen wir mal an, dein Problem bestünde darin, dass du eine bestimmte Tür als rot wahrnimmst, wohingegen alle anderen Menschen eine grüne Tür sehen, oder das zumindest behaupten und danach leben. Das führt im Alltag natürlich zu Problemen, Verständnis und klare Kommunikation sind nicht mehr gegeben. Nun kann dir ein Therapeut noch so lange erklären, das und wieso die Tür grün ist, du kannst es auf der Sachebene eventuell sogar nachvollziehen und glaubst daran - sehen wirst du immer noch die rote Tür. Das lässt sich nur ändern, in dem du tatsächlich die Wahrnehmung 'grüne Tür' erlebst, weil sich im Hirn eine neue Verknüpfung bildet - die grüne Tür wird für dich zur wahrgenommenen Realität. Das heißt nicht, dass du sie danach nicht eventuell noch rot sehen _kannst, wenn du das möchtest - aber du siehst sie eben auch grün, und zwar tatsächlich und wahrhaftig.

Um dieses 'Erlebnis' zu generieren benutzen verschiedene Therapieformen verschiedene Ansätze. Ganz allgemein kann man sagen, dass der Stimuli 'grüne Tür' auf so vielen Ebenen wie möglich im Gehirn ankommen muss, also nicht zB nur das rationale Verständnis, sondern auch die optische Wahrnehmung, die emotionale Reaktion die das Bild der Tür in dir auslöst, bla... verschiedene Aspekte die gemeinsam die Repräsentation 'grüne Tür' formen. Die tiefenpsychologische Herangehensweise läuft in etwa so, dass der Therapeut... das Wieder-Erleben vergangener Ereignisse anregt, wobei er eine passive Verkörperung des jeweiligen Gegenparts übernimmt. Der Therapeut verkörpert die Konflikt-Person - Mutter, Geschwister, Partner, whatever - und wirkt dabei nicht auf den Klienten ein, so dass irgendwann die natürliche und gesunde emotionale Reaktion auf die nachgestellte Situation erfolgen kann - Wut statt Schuld, Akzeptanz statt Selbstzweifeln, was auch immer, je nach Situation. Damit wird die vergangene Realität 'rote Tür' ersetzt durch ein neues erleben der 'gleichen' Situation mit dem Ergebnis 'grüne Tür' - eine Veränderung in der nervlichen Repräsentation, und damit der subjektiven Wahrnehmung.

Insofern... ist die tiefenpsychologische Variante vermutlich der falscheste Ansatz für dich, wenn du klare Ansagen erwartest. Der Therapeut muss hier passiv und 'gesichtslos' bleiben, anders kann man ihn nicht als variablen Spiegel einsetzen...

An deiner Stelle würde ich mich mal nach kognitiven oder eventuell auch verhaltenstherapeutischen Ansätzen umsehen. Kognitive Therapie hat den Nachteil, dass die neue Realität eher 'verstanden' als 'erlebt' wird, das ist oft schwierig, bei der behavioristischen Therapie ist es genau andersrum, man muss Dinge leben an die man nicht glaubt, bis sie irgendwann 'real' werden, auch das ist nicht ganz einfach... Okay, einfach ist Therapie so oder so nicht, 'funktionieren' kann sie aber definitiv.

Die meisten Therapeuten sind schlichtweg Nieten, das, ähm, liegt vermutlich daran, dass sie auch nur eine Stichprobe aus der arg nietenlastigen Gesamtbevölkerung sind. Da kann man leider nichts machen... nur weitersuchen, und bitte die Hoffnung nicht verlieren. Psychotherapie kann einiges - nur leider nicht in den Händen eines Idioten (--> Therapeut).

Tng

Veröffentlicht in Overpaid

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